Canyoningübung Vorderberger Klamm, 6.9.2014
Jährlich wird von uns eine Einsatzübung mit einer Nachbarortsstelle durchgeführt. Diesmal trafen wir die OS Hermagor wieder einmal in der Vorderberger Klamm.
In Schluchten ist der Einsatz von HS-Systemen oft eingeschränkt, zudem sind der Zugang und die Bergung aus der Schlucht oft nur unter sehr schwierigen Verhältnissen möglich. Dadurch sind oft ein großer Materialaufwand und seiltechnisch komplexe Lösungen (z.B. Seilbahnen) notwendig. Die drohende Unterkühlung des Verletzten in Wassernähe stellt einen nicht unerheblichen Zeitdruck dar. Neben der Alarmierung der Landesgruppe „Canyoningretter“ kann daher aus technischer und personeller Sicht von vornherein die Mitalarmierung einer oder zweier NachbarOS angezeigt sein. Es ist daher notwendig, dass die EL der OS mit den Schluchten ihres OS Gebietes vertraut sind um die richtigen Entscheidungen zu treffen. In diesem Sinne wurde für die Vorderberger Klamm in den vergangenen Jahren ein Bergeplan erstellt, der laufend überarbeitet wird.
Im Einsatz selbst müssen Bergetrupps (außerhalb der Schlucht) und Schluchttrupps (in der Schlucht) oft unter schwierigen Kommunikationsbedingungen miteinander kooperieren (Lärm, eingeschränkter Funk- und Handyempfang).
Die Vorderberger Klamm ist von außen teilweise nur sehr schwer zugänglich. Die erste Gruppe führte eine Seilbahnbergung aus der Klamm auf den Steig durch, von dem ein Verletzter verhältnismäßig rasch abtransportiert werden kann.
Die zweite Gruppe führte ausgehend von der zweiten Kehre der Straße auf die Egger Alm eine Bergung über 200m durch eine steile Waldschlucht durch, der im Bergeplan als "Bergungsexit 2" verzeichnet ist und über einen sehr weiten Bereich der Schlucht den einzigen Zugang darstellt. Obwohl diese Bergung vom technischen Aspekt weniger aufwändig als ein Seilbahnbau ist, erwies sie sich als deutlich zeitaufwändiger. In schwierigem, steinschlaggefährdeten Seilgelände wurde laut Bergeplan das Zugseil zum Bergepunkt geführt und mittels mehrerer Seilrollen umgelenkt. Diese waren jeweils mit einem Seilstutzen und abgebundenem HMS so fixiert, dass das Seil einerseits reibungsfrei lief und dass andererseits, die Trage durch langsames Nachlassen des HMS bei Erreichen der Umlenkung schonend wieder in die Falllinie gebracht werden konnte. Redundanzstände waren an diesen Umlenkungen alle 50m eingerichtet worden, so dass ein Bergretter Umlenkung und Redundanz in einem bedienen konnte. Die Trage wurde mittels Einrad in Zugrichtung geführt, vom Bergungsretter unter Zug nach hinten genommen und von zwei weiteren Bergungsrettern, die mittels Prusik und Sicherungsschlinge variabel am Zugseil eingehängt waren, seitlich stabilisiert und gegebenenfalls über Hindernisse gehoben. Der Vorteil des Einrades liegt in der Schonung der Trage sowie der höheren Sicherheit des Patienten, weil die Trage im Fall von Steinschlag höher liegt und zudem schnell aufgesteilt werden kann.
Der Windenstand wurde von vorneherein als variabel für den Einsatz von Winde und Mannschaftsszug eingerichtet, um beide Möglichkeiten im Verlauf des Aufziehens zu haben. Die Befürchtung, dass der Mannschaftsszug zu Beginn aufgrund der Reibung bei der hohen Bergedistanz unmöglich sein würde, erwies sich als falsch, so dass die Bergung deutlich zügiger als mit der Faserseilwinde durchgeführt werden konnte.
Am Rande wurde auch das neue GEOS-Einsatzsystem unter empfangstechnisch schwierigen Bedingungen getestet. Die Ergebnisse fließen in die Programm und App-Entwicklung ein.