Lawineneinsatz Gerlitze, 4.2.2013
Um 11.27 erreichte uns der Alarm über den Lawinenabgang. Eine Lawine in dieser Größe auf der Gerlitzen war für uns doch auch recht überraschend.Zwei Lawinen waren im Bereich des Finsterbachliftes abgegangen. Die erste, kleinere, in der Größe von ca. 30x60m, befand sich unter dem Zweiersessellift vom Gipfel Richtung SO. Dort schien eine Verschüttung unwahrscheinlich. Die eigentliche, wesentlich größere Lawine befand sich ca. 100m westlich davon und hatte Ausmaße von 90 x 200m, die Abrisskante war teilweise über 1,5m hoch.
Der augenblicklich gebildeten Einsatzleitung unter Markus Harfmann und Michael Bachlechner (AEG) zeigte sich zunächst ein verwirrendes Bild aufgrund der widersprüchlichen Informationen. Ein von der Lawine erfasster Schifahrer konnte sich noch selbst aus den Schneemassen befreien, zwei ebenfalls in den Hang eingefahrene Snowboarder konnten ebenfalls noch den Lawinenbereich verlassen. Augenzeugen jedoch gaben an, dass möglicherweise trotzdem noch Verschüttete unter den Schneemassen zu vermuten seien. Deshalb wurde konsequenterweise ein Großalarm über die Ortsstellen Villach, Spittal, Radenthein, Klagenfurt, Hermagor und Ferlach ausgelöst um für die Sondierung der Großlawine ausreichend Personal zur Verfügung zu haben und mit der Sondierung der gesamten Lawine alle Eventualitäten ausschließen zu können.
Nach erster Abklärung durch die Hubschrauber Libelle und Alpin1 wurde ein Hubschraubershuttle von Bodensdorf und später von Annenheim eingerichtet, mit dem die Bergretter möglichst schnell auf den Lawinenkegel gebracht wurden. Nachdem der Kegel schon mit LVS (Pieps), drei Lawinenhunden und Recco abgesucht worden war, wurden nun Sondierketten gebildet, deren Umfang von anfangs 8 Personen entsprechend dem immer mehr herangebrachten Personal bis auf 59 Personen in der Sondierkette anwuchs. Neben den Bergrettern und den Mitgliedern der Alpinen Einsatzgruppe der Polizei Villach waren Mitarbeiter der Liftgesellschaft und Schilehrer im Einsatz.
Als gegen 14.00 Uhr ein Schi gefunden wurde, stieg das Adrenalin der Retter deutlich an, zumal wenig später ein sich um seinen abgängigen zwanzigjährigen Sohn sorgender Vater beim Einsatzfahrzeug meldete. Der Sohn jedoch tauchte wenig später auf, so wie auch der Schi jenem Schifahrer zugeordnet werden konnte, der den Alarm abgesetzt und sich selbständig aus der Lawine befreit hatte.
Bis 15.45 konnte der gesamte Lawinenkegel ohne Ergebnis sondiert werden und eine Verschüttung mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ausgeschlossen werden. Dies war in einer Lawine dieser Dimension nur deshalb möglich, weil sich so viel Personal von den alarmierten Ortsstellen zum Einsatz meldete. Auch so ist die Arbeit des Sondierens im bis zu 1,80m tiefen Lawinenkegel, eine sehr anstrengende und aufreibende Tätigkeit.
Während der Hauptkegel mit einer sehr großen Sondierkette abgesucht wurde, wurde der Nebenkegel ebenfalls noch von einer kleineren Gruppe von 20 Personen sondiert. Auch hier verlief die Suche glücklicherweise negativ. Gegen 16.00 Uhr konnten die Rettungskräfte den Rückzug antreten und wurden mit Pistengeräten über die Kanzelbahn zu ihrem Ausgangspunkt zurück gebracht.
Es wurde wieder deutlich, dass für das Befahren des freien Schiraums lawinenkundliches Wissen und die Notfallausrüstung Grundvoraussetzung sein sollten.