Gemeinschaftsübung mit OS Hermagor, 2.7.2011
Während die Klettersteigsaison bereits voll angelaufen ist, wurde von den Bergrettungsortsstellen Hermagor und Villach im extremen N-Wandklettersteig des Winkelturms am Nassfeld eine Großübung zur Steilbergung durchgeführt. Ortsstellenübergreifendes Arbeiten hat eine längere Tradition, denn wenn die Anforderung mehrerer Ortsstellen bei Großeinsätzen notwendig wird, muss das schon in gemeinsamen Übungen erprobt sein. 39 Bergretter waren über mehrere Stunden im gesamten Wandbereich im Einsatz.
Angenommen wurden drei Verletzte. Der erste wurde mit Armverletzung aus dem obersten Bereich mittels "Einmannbergetechnik" (aufrechtes Sitzen am Rücken des Retters) und "Mannschaftsszug" nach oben geborgen, der zweite mit einem angenommenen Knöchelbruch ebenfalls mit "Einmannbergetechnik" über die beinahe gesamte Wandhöhe abgeseilt. Der dritte Verletzte wurde mit Beckenbruch und Kopfverletzung schwerverletzt von Bergrettungsärztin Dr. Doris Matha medizinisch versorgt, auf engstem Raum mit Vakuummatratze, Thermosack und Gesichtsschutz transportbereit gemacht und anschließend in der waagrechten Trage mit dem Bergungsretter Rudi Katholnig abgeseilt und bis zur Straße transportiert.
Während die medizinische Versorgung im senkrechten Gelände unter deutlich schwierigeren Umständen erfolgt, ist der Abtransport bzw. das Abseilen für den Bergungsretter im extremen Steilgelände paradoxerweise wesentlich einfacher, da das Seil die Gewichtslast besser übernimmt und der Steinschlag deutlich eingeschränkt ist.
Die vertrauenerweckenden Stahlseile und Stahlstifte verleiten oft zu einem unüberlegten Einsteigen in einen schwierigen Klettersteig. Neben der angemessenen Einschätzung des eigenen Könnens ist dabei die Grundausrüstung von Klettergurt, Klettersteigset mit Fallbremse und Kletterhelm und der richtige Umgang damit absolut notwendig. Nur in diesem Fall kann ein möglicher Sturz auch überlebt werden. Selbst dann ist die Bergung eines Verletzten aus der Wand, wenn kein Hubschraubereinsatz möglich ist, (längere senkrechte Wandstellen, Nebel, starker Wind) sehr zeitaufwändig und stellt die Retter vor hohe technische und körperliche Anforderungen. Dies sollte bei der Tourenplanung immer mitberücksichtigt werden.