Lawinenübung, 5.2.2011
Ein grenzübergreifender Lawinenunfall wurde gemeinsam mit der Bergrettung GRZS Mojstrana, Ratece und Kranjska Gora geübt.Aufgrund der relativ günstigen Schneeverhältnisse in Verbindung mit der Schneearmut ist im heurigen Winter im Raum Kärnten bis jetzt glücklicherweise noch kein Lawinenopfer zu beklagen. Der Ernstfall muss von der Bergrettung dennoch geübt werden. Die Ortsstelle Villach tat dies heuer wieder im größeren Rahmen gemeinsam mit den slowenischen Ortsstellen Mojstrana, Ratece und Kranjska Gora. In unserem Bereich ist auch mit einem grenzübergreifenden Einsatz zu rechnen, hatte es doch im letzten Jahr einen Lawinentoten auf der slowenischen Seite des Frauenkogels gegeben wie auch in unserem Ortsstellengebiet am Schwarzkogel.
Die Übung fand unter der sehr eindrucksvollen Nordwand des Mittagskogels im Bereich der Bertahütte statt. Laut Übungsannahme waren vier Bergsteiger im Versuch die Nordwand des Mittagskogels zu durchsteigen von einer Lawine erfasst und vollkommen verschüttet worden. Weitere Einzelheiten waren nicht bekannt.
Aufgabe war es für mehrere Gruppen Erstkontakt und Situationserfassung am Lawinenkegel zu üben, bei dem schnelles und sicheres Arbeiten unter Zeitdruck gefordert ist, da die Lawinenopfer schnellstmöglich mittels LVS (Lawinenverschüttetensuchgerät oder „Pieps“) oder Lawinenhund geortet und ausgegraben werden müssen. Parallel dazu wurde die Infrastruktur aufgebaut: Hubschrauberlandeplatz, Wind und Schneeschutz für das medizinische Depot zur Erstversorgung sowie die Sicherung des Abtransportweges. Im Einsatzfall müssen bei Flugwetter bis zu drei Hubschrauber koordiniert werden. Nach der Ortung der ersten drei „Opfer“ durch LVS und Lawinenhund konnte das vierte Opfer nur mehr durch eine sogenannte „Sondierkette“ geortet und tot geborgen werden. Gerade letzteres ist in der Praxis bei der Bergung durch die Bergrettung eher die Regel, da ein Verschütteter nur bei einer sofortigen Rettung durch Kameraden mittels LVS innerhalb der ersten Viertelstunde ernsthafte Überlebenschancen hat.
Während der Umgang mit LVS, Schaufel und Sonde eher eine „Fingerübung“ für den erfahrenen Bergrettungsmann darstellt, zählt das Zusammenspiel vieler Einsatzgruppen unter einer gut koordinierenden Einsatzleitung zur hohen Schule einer Bergrettungsortsstelle. Einsätze müssen ja bei Tag oder Nacht sozusagen „aus dem Stand“ ohne vorherige Vorbereitung durchgeführt werden, so dass alle Handlungsabläufe ohne Fragezeichen sitzen müssen. Bei dieser Übung zweifellos überraschend waren die geringen sprachlichen Verständnisprobleme in den aus slowenischen und österreichischen Bergrettern gemischten Gruppen: Handlungsabläufe sind über die Grenzen hinweg einander viel ähnlicher als die unterschiedliche Sprache und das gemeinsame Tun verbindet viel mehr als jedes Gespräch.