Paragleitereinsätze Gerlitze, 11.9.2020
Die große Herausforderung des laufenden Einsatzes bestand darin, dass nahezu zeitgleich zwei Paragleiterpiloten im Bereich der Kanzel bzw. der Seppelhütte abgestürzt waren.
Nach der ersten Alarmierung um 11:19 lief alles auf einen klassischen Paragleitereinsatz hinaus. Durch die Leitstelle wurde auch der RK1 hinzugezogen, da zunächst von einer Verletzung der Patientin ausgegangen wurde. Fünf Kameraden waren bald beim Landeplatz in Annenheim bereit. Der RK1 übernahm den Shuttledienst in den Bereich Pöllingerhütte. Die Pilotin hing unverletzt in ca. 10 Meter Höhe in einem Baum, nachdem sie aufgrund des aufziehenden Nebels die Orientierung verloren und abgestürzt war. Sie hatte ihre exakten GPS-Koordinaten durchgegeben, die unsere Arbeit deutlich erleichterte.
Die Rettung konnte unmittelbar nach dem Eintreffen des Baumbergematerials durch den zweiten Shuttletrupp per Hubschrauber beginnen. Der Ehemann hatte seine Frau plötzlich nicht mehr gesehen und schon besorgt in der Zentrale angerufen. Weilguni und Mischkot führten die Rettung rasch und umsichtig durch, so dass die Pilotin mit ihrem Ehemann baldwieder den Weg nach Hause nehmen konnte.
Die zweite Alarmierung um 11:56 erfolgte mitten im Einsatzgeschehen, das dann durch die Zentrale Sternig und EL Rauter neu organisiert werden musste. Da der RK1 unmittelbar nach dem Absetzen der Mannschaften wieder auf den Stützpunkt zurückgekehrt war, musste terrestrisch improvisiert werden. Mit dem Einsatzfahrzeug der vor Ort anwesenden Polizei und dann weiter im Laufschritt zu Fuß wurde eine zweite Mannschaft von drei Kameraden zum zweiten Absturzpunkt geschickt, die dort die äußerst mühsame Bergung aus 25m Höhe in Angriff nahm. Die genauen Koordinaten des Unfallortes waren von unschätzbarem Wert. Der 31-jährige Pilot war ebenfalls unverletzt. Sein Schirm war zusammengeklappt und er musste sich mit dem Notschirm retten. Gfreiner, Pichler-Koban und Puschitz führten die Rettung unter den Augen einige anwesender Wanderer durch. Vom Bergungsretter, der sich, im unteren Bereich noch mit Baumsteigschlinge aufsteigend, im oberen Bereich durch ausgeprägtes Astmaterial "wühlen" musste, war jedoch vom Boden aus wohl nicht viel zu sehen. Am Boden wurden Retter und Pilot von den Anwesenden mit Applaus willkommen geheißen. Nach kurzem Fußmarsch Richtung Birkenhof/Seppelhütte konnten die Kameraden vom Team Mischkot/Weilguni aufgenommen und zur Kanzelbahn gebracht haben, da beide schon die Rettung der deutschen Pilotin abgeschlossen hatten.
Beide Piloten hatten bei der Legung des Notrufs exakte GPS-Koordinaten ihrer Unfallstelle durchgegeben. Dies ist gerade in den weitläufigen Wäldern der Gerlitzen eine große Hilfe für die rasche und verlässliche Lokalisierung. Bei der Zufahrt muss auf der Gerlitzen sehr großräumig gedacht werden. Zwischen den drei Hauptauffahrtwegen von Treffen, Klösterle und Bodensdorf befinden sich zahlreiche Kilometer, die zu einer großen Verzögerung führen können. Nicht immer ist ein Hubschrauber für den Shuttle verfügbar. Die umfassende Kompetenz der Kameraden der Villacher Bergrettungszentrale im Bereich der GPS-Orientierung sowie die Ausstattung mit umfassendem elektronischen Kartenmaterial ist von unschätzbarem Wert.
Ebenso hat sich die große Bedeutung des geordneten Einsatzaufbaus mit Einsatzleitung Zentrale und Einsatzleitung vor Ort gezeigt. Das reibungslose Zusammenspiel dieser beiden ist die Voraussetzung für den zielgerichteten und damit raschen Einsatzablauf. Die Mannschaft vor Ort hat alle Hände voll zu tun und braucht Kameraden, die die logistischen Entscheidungen trifft und kommuniziert. Dass außerdem Handy- und Funkempfang im Einsatzgebiet immer wieder nur eingeschränkt möglich sind, macht diese Unterstützung noch wichtiger. Beispielsweise musste während der Shuttleflüge der Flugbetrieb der Paragleiter auf der Gerlitzen eingestellt werden. Dies wurde durch Sternig als EL Zentrale organisiert. Die unmittelbare Kommunikation zwischen Zentrale, RK1 und den beiden Rettungsmannschaften erfolgte durch EL Rauter.
Sehr stolz sind wir auch auf die effiziente Arbeit unserer Kameraden in kleinen, beweglichen Teams, die rasch, sicher und kompetent auf die sich minütlich ändernde Einsatzsituation reagieren können.
gg