Gemeinschaftstour mit Ausbildungsschwerpunkten, 9.2.2019
Unsere heurige Winter-Gemeinschaftstour führte uns in die Teuchl und dort auf die Seebachhöhe (2.479 Hm). Von der Ortsstelle Villach waren 13 Teilnehmer dabei. Während der Tour wurden mehrere Ausbildungsschwerpunkte gesetzt: Allgemeine Lawinensituationseinschätzung, Schneeprofilierung mit Rutschblock, Lawinensuchhunde-Übung und LVS-Gruppenübung.In die wunderschöne Teuchl
Die Gemeinschaftstour führte uns heuer ins Mölltal und weiter in die Teuchl. Die Tourenwahl war sehr gut entschieden – uns erwartete bereits ab dem Auto auf rund 1.200 Hm ausreichend Schnee, der bis zum Abschwingen pulvrig blieb und uns sicher bis auf den Gipfel der Seebachhöhe auf 2.479 Hm brachte.
Nach ersten Aufwärmhöhenmetern entlang eines Forstweges nutzten wir das Öffnen des Tales für eine allgemeine Diskussion der Schnee- und Lawinensituation. An dem Tag war allgemein die Lawinenwarnstufe II ausgegeben – immer unter Berücksichtigung der örtlichen Begebenheiten! Wir entschieden die Spurenwahl und die allgemeinen Verhaltensregeln in steilerem Gelände (Abstand, erhöhte Aufmerksamkeit) und stiegen auf.
Nachdem wir den Bannwald verließen gruben wir neben einem Schneeprofil einen Rutschblock in das Gelände und testeten so nochmals entsprechend unserer Ausbildungsstandards den Schnee: Das Profil ergab wie schon vermutet einen sehr sicheren, bündigen Schneeaufbau, der auch durch den Versuch den Rutschblock abzutreten bestätigt wurde. Der Rutschblock brach nur teilweise und nach vorne hin ab und löste sich nicht als Ganzes entlang einer instabilen Schichte.
Mit diesem Wissen stiegen wir weiter auf – in Bewusstsein dass der Schneedeckenaufbau durch veränderte Exposition (Umwandlung durch Temperatur, Schneeverwehungen, etc.) jeweils neu einzustufen ist.
Abb. 1: Beurteilung des Schneeaufbaus im Zuge eines Rutschblocks
Ein wunderschöner Aufstieg
Die weitere Tour führte uns über sehr schöne Geländeformationen durch Täler über Sättel auf den sanften Gipfel der Seebachhöhe, der uns bei wolkenlosem Himmel empfang
Abb. 2: Die letzten Meter auf den Gipfel
Abb. 3: Gipfelphoto OS Villach
Im Anschluss wurde am Gipfel noch eine Lawinenhundensuchübung durchgeführt, bei der Egan, der ausgebildete LVS-Hund einen unserer Kameraden beeindruckend rasch und gezielt fand und ausgrub.
Abb. 4: Operation gelungen – Opfer lebt
Eine Abfahrt mit Überraschungen
Im Anschluss fuhren wir frohen Mutes ob des wundeschönen Pulvers wieder gen Tal – und genossen in luftig leichten Schwüngen Wetter und Umgebung.
Abb. 5: Nur Fliegen ist schöner…
Zurück in steilem Gelände hörten wir unvermutet Hilfeschreie und eilten aus unserer zerstreuten Formation zusammen um die Situation zu beurteilen.
Zwei unserer, schon früher abgefahrenen Kameraden waren in Not geraten und lagen teils verletzt, teils durch Sturz verwirrt im Gelände und berichteten, dass es wohl zwei bis drei weitere Verschüttete entlang eines nach unten ziehenden Lawinenkegels gab.
Wir benötigten rd. 1,5 Minuten um uns zu formieren, Wachposten für evtl. nachkommende Schneemassen zu positionieren und mit der Versorgung der Patienten bzw. Suche nach weiteren Verschütteten zu beginnen.
Nach ca. 6 Minuten war der erste Verschüttete ausgegraben, nach ca. 7,5 Min. ein Zweiter. Nachdem es kein weiteres Signal mehr zu orten gab entschiedenen wir nach kurzer Neufindung dafür mit Sondierung weiter zu machen.
Es handelte sich dabei um eine Übung, wie wir nach einem ersten Schreckmoment feststellten.
Bei der Nachbesprechung wurden die Beobachtungen inklusive genauester Zeitmessungen reflektiert und entsprechende Lehren gezogen:
- Formierung zu Beginn dauert – bis sich erste Führungsstrukturen bilden und die Kameraden eine Aufgabe haben und ausführen können
- Notruf und Absicherung des Geländes hat Priorität und ist auch dementsprechend angestoßen worden
- Bei der Suche muss schnell und professionell mit den LVS-Geräten umgegangen werden können
- Die Verwirrung über noch eingeschaltete, oder wieder eingeschaltete LVS-Geräte kann sehr hoch sein
- Die Botschaften der involvierten Opfer können sehr verwirrend und teils widersprüchlich sein
- Verletzte sind umgehend aus dem Gefahrenbereich zu bergen
- Der Umbau der Truppen von der Suche durch LVS-Geräte hin zu Sondierung soll rasch und gezielt erfolgen
- Eigenschutz vor Fremdschutz bleibt oberste Priorität – besonders für den Einsatzleiter als Verantwortlicher für die Kameraden
Abb. 6: Nachbesprechung und Selbsterkenntnis nach der improvisierten LVS-Gruppenübung
Nach einer wilden Jagd zurück zum Auto ließen wir die Tour gemütlich – und zufrieden bei Gulasch und (alkoholfreiem) Bier ausklingen.
Abb. 7: Unser OSL war selig
Photos: Müller, et.al.
Text: Ludescher