Lawinenhundekurs Innerkrems, 28.2.-5.3.2020
Hundeführer aus Kärnten, Slowenien und Tschechien nahmen am internationalen Lawinenhundekurs der Kärntner Bergrettung in der Innerkrems teil.
Die für Samstag, den 29.2.2020 angesetzte Alpe-Adria-Übung war aufgrund des Corona Virus deutlich dezimiert. Trotzdem konnten Hundeführer aus Kärnten, Tschechien und Slowenien grenzübergreifend miteinander trainieren. Der sehr intensive Kurs zeigte das außerordentlich hohe Niveau, das sich in den vergangenen Jahren unter der Leitung von Landeshunderefent Lorenz Geiger und Ausbildungsleiter Albin Oberluggauer entwickelt hat. Als weit über die Kärntner Grenzen hinaus bekanntes Kleinod gilt die einfühlsame Ausbildung der A-Hunde durch Leo Salcher. Hier wird das Vertrauen zwischen Hundeführer und Hund grundgelegt, das die unabdingbare Voraussetzung für alle folgenden Herausforderungen ist. Die Weiterentwicklung der Einsatztaktik und Handlungsautonomie durch die Hundeführer war das Hauptanliegen von Manfred Guggenberger als Ausbilder der B-Hunde. Er gilt als Spezialist der taktischen Führung in der Lawinenarbeit im Winter aber auch bei der Vermisstensuche im Sommer. Berndt Wallner schulte die C-Hundeführer durch ausgeklügelte und anspruchsvolle Einsatzszenarien in Stresstoleranz, da die Hundeführer damit rechnen müssen als einer der ersten auf den Lawinenkegel geflogen zu werden und damit unter äußerstem Druck ruhig und zielgerichtet arbeiten müssen. Durch Dr. Ulley Rolles wurden die Hundeführer in den aktuellen Standards der medizinischen Versorgung beim Lawinenunfall und der Unterkühlung geschult, um dieses Wissen in den folgenden Übungen und später für den Einsatz anwenden zu können. Bergführer Matthias Lackner vom Ausbildungsteam der Bergrettung Kärnten hielt die Kursteilnehmer in den aktuellen Standards der Lawinenlagebeurteilung und der Verschüttetensuche mit LVS auf dem Laufenden.
Daniel Sternig, der mit seinem Entlebucher Sennenhund „Arco“ den A - Kurs absolvierte, erzählt von seinen Eindrücken:
„Am 28. Februar 2020 ging es für insgesamt 34 Hundeführer zu verschiedenen Winterausbildungen in die Innerkrems. Von den 32 Männern und zwei Frauen waren vier „Erstteilnehmer“ bei diesem Kurs dabei. Deren sogenannte „A-Hunde“ gehören alle der Bergrettungs-Talschaft Mittelkärnten an: „Arco“, „Ayko“, „Baghira“ und „Bandit“.
Am Beginn der Woche wurde das Kursprogramm vorgestellt und die Einteilung der Gruppen durchgeführt. Durch das Kursprogramm wussten wir zu diesem Zeitpunkt, dass sehr viel Praxis und Theorie (Erste-Hilfe, Lawinenwarndienst, „Stop-or-Go“,…) auf uns zukommen würde. Alle Teilnehmer freuten sich bereits auf die Themen!
Die einzelnen Gruppen verteilten sich auf die vorab definierten Schneefelder, um die Höhlen für die Figuranten vorzubereiten. Die Hundeführer der A-Hunde wurden gemeinsam mit Leo Salcher auf das „A-Feld“ gesandt, um es vorzubereiten. Das „A-Feld“ ist ein flaches Feld, welches vor dem Kurs durch die Bergbahnen Innerkrems vorbereitet wurde, indem Schneehügel aufgeschüttet wurden. Die Aufgabe des ersten Tages bestand darin, Höhlen in die Schneehügel zu graben, um den Hunden „den Weg ins Loch“ näherzubringen und sie mit dunklem, beengtem Raum vertraut zu machen.
Durch die Innovationskraft des Ausbildungsteams wurde dieses Jahr erstmalig ein Erdbohrer zweckentfremdet, um die „Grabungsarbeiten“ zu beschleunigen. Dies stellte sich als voller Erfolg heraus, da innerhalb von zwei Stunden, 10 Löcher für die kommenden Tage vorbereitet wurden.
In den darauffolgenden Tagen konnte die Arbeit mit den Hunden beginnen. Ziel des ersten praktischen Tages war es, die Neugierde der Hunde zu wecken und sie dazu zu bringen – anhand von spielerischen Handlungen – Zeit in der Höhle zu verbringen. Zuerst wurde vor der Höhle gespielt und im Anschluss wurde das Spiel in die Höhle verlegt, um den Vierbeinern zu zeigen, dass es auch in einer Schneehöhle Spaß machen kann.
Nach der Gewöhnung an die Höhle, wurde auch direkt damit begonnen eine Verschüttung zu simulieren. Dazu wurde der Eingang der Höhle mit Schneeschollen leicht verschlossen, sodass unsere treuen Freunde sich etwas anstrengen mussten um in die Höhle zu dem – nunmehr vertrauten – „Spielpartner“ zu gelangen. Hier war es das Ziel, dass eigenständig gesucht und gegraben wurde, um in die Schneehöhlen zu gelangen. Dies haben alle A-Hunde mit Bravour gemeistert.
Der vierte Tag der Ausbildung sollte der letzte Tag auf dem A-Feld sein. Zu Beginn des Tages gab es eine große Einsatzübung, an der alle BergretterInnen teilnahmen. Nach dieser Übung stand für die Junghunde die eigenständige Suche und das Graben in besser verschlossene Höhlen auf dem Programm. Im Zuge dieser vier ersten Tage haben natürlich nicht nur die zukünftigen Lawinenhunde Neues gelernt, sondern es wurde auch den Hundeführern viel Wissen vermittelt (bspw. Lenken des Hundes auf der Lawine).
An zwei Nachmittagen der ersten Tage wurde von Leo ein kleiner gemeinsamer Spaziergang angeregt. Dort ging es hauptsächlich darum, einander besser kennenzulernen und der ein oder andere Tipp für junge Hundeführer wurde an uns weitergegeben.
Tag Nummer 5 der Ausbildung startete für die A-Hunde mit einem Aufstieg auf die „Blutige Alm“ in einsatznahen Verhältnissen (Schneetreiben). Am Ziel angelangt, wurden die Vierbeiner abgelegt, um sich vom Aufstieg etwas zu erholen und die Hundeführer präparierten den „Lawinenkegel“. Dieser Tag war besonders spannend, da wir beobachten konnten, wie unglaublich schnell sich die Hunde auf unbekanntes Terrain einstellen und sofort den richtigen Riecher bewiesen. Zu diesem Zeitpunkt wurden die Höhlen nicht mehr nur leicht verschlossen, sondern die Eingänge hatten keine Luftlöcher mehr. Auch hier haben alle mit Leichtigkeit den Verschütteten gefunden und aus der Höhle befreit.
Der vorletzte Tag der Lawinenhundeausbildung war für mich persönlich einer der spannendsten Tage, da wir mit dem Sessellift fahren mussten, um zum neuen Lawinenfeld zu gelangen. Mit etwas Hilfe beim Einsteigen wurden die Junghunde sicher auf den Grünleitennock transportiert. Nach einer kurzen Abfahrt kamen wir wieder bei einem vollkommen unbekannten Schneefeld an und nach der Reihe konnten die Vierbeiner beweisen was sie in der vergangenen Woche gelernt haben. Wie bereits an den vorangegangenen Tagen, hatte kein Hund des A-Kurses Probleme damit.
Am Donnerstag – dem Abreisetag – war vormittags für alle Hundeführer noch „leichtes Programm“ geplant, und es wurden theoretische Aspekte der bevorstehenden Prüfungen (Begleithundeprüfung), sowie praktisch das Thema „richtiges Spielen mit dem Hund“ für den Hundeführer geschult.
Persönliches Resümee
Da Arco mein erster Hund ist, war der Kurs für mich nicht nur in Sachen Lawinensuche sehr aufschlussreich. Vom gesamten Ausbildungsteam wurden zwischen den Übungen sehr wertvolle Hinweise weitergegeben, die einen Hundehalter im täglichen Leben unterstützen können.
Ich war verblüfft, wie schnell sich unsere vierbeinigen Kameraden auf neue Situationen einstellen können und sofort wissen was sie tun müssen, um ans Ziel zu kommen. Durch immer neue Gruppenzusammensetzungen während der Woche war es mir auch möglich, erfahrenere Hunde mit ihren Führern zu beobachten, was mir auch stark verdeutlichte, dass es kein generelles Konzept für die Hundeerziehung gibt. Jeder Hund ist verschieden und es ist die Aufgabe des Hundehalters auf ihn einzugehen.
Der Kurs war für mich ein voller Erfolg, da ich gesehen habe, dass Arco die Arbeit am Lawinenkegel Spaß macht, er motiviert ist und während des Kurses große Erfolge erzielt hat. Für mich als Mensch war der Kurs eine große Hilfe, da ich andere Facetten der Hundeerziehung kennengelernt habe und auch Defizite an meinem Verhalten bemerkt habe, an denen ich gemeinsam mit Arco arbeiten werde.
Nach dem Kurs und dem persönlichen Kennenlernen der KameradInnen und deren vierbeinigen Gefährten weiß ich nun, dass das bestmögliche Team im Einsatzfall vorhanden ist, um bei Lawinen- und Sucheinsätzen zu unterstützen. Ich bin stolz in Zukunft auch Teil dieses Teams sein zu dürfen.“
Daniel Sternig