Lawinenhundeausbildung Innerkrems, 3.-9.3.2017
Bilder vom Lawinenhundekurs 2017
Man muss auch verstehen, aus wenig etwas zu machen. Dank einer Handvoll an Schnee, die kaum eine Woche davor gefallen war, gelang es den Mitarbeitern der Bergbahnen Innerkrems drei mustergültige „Lawinenfelder“ für unseren Lawinenkurs vorzubereiten.
Neun Hunde für den A-Kurs (Anfänger) fünf Hunde des B-Kurses (Fortgeschrittene) und vier angehendes C-Hunde (Perfektion) nahmen gemeinsam mit mehreren CW-Hunden und ausländischen Gästen an der Übungswoche teil.
Für die Ausbildung in der Gruppe zuständig sind jeweils ein oder zwei Ausbildner, die die Gruppe führen und die entscheidenden Inputs geben. Trotzdem formt sich aus jeder Gruppe eine kleine Gemeinschaft, in der sich jeder für den Erfolg des anderen mitverantwortlich fühlt. Jeder arbeitet beim Graben von Höhlen und als Figurant mit. Gemeinsam werden Ideen und Beobachtungen eingebracht. Es ist vielleicht als einer der grundlegendsten Verdienste des Ausbildungsteams anzusehen, dass in der Ausbildung und im Einsatzalltag der Lawinenhundestaffel nicht der Konkurrenzgedanke, sondern der Gemeinschaftsgedanke gelebt wird. Jeder in der Gruppe fühlt sich für die Ausbildung jedes einzelnen Hundes mitverantwortlich, freut sich über die Erfolge und fiebert bei Suchszenarien mit – eine Kursgruppe wird so zu einer verschworenen Gemeinschaft.
Die Ausbildner selbst müssen es verstehen, auf die Bedürfnisse jedes einzelnen Hundes einzugehen. Das Verhalten des Hundes zeigt dabei ziemlich entwaffnend den Charakter der Mensch-Hund Beziehung auf. Da bedarf es sehr viel Fingerspitzengefühl im Feedback an den Hundeführer, damit dieser die Rückmeldungen auch annehmen kann. Manchmal muss er auch die Wahrheit vertragen. Sie muss jedoch gesagt werden, um weiterzukommen. Dadurch kann jeder etwas über sich, seine Persönlichkeit, seine Kommunikation und seine Vertrauensfähigkeit lernen. Letzteres ist unhintergehbare Voraussetzung für eine erfolgreiche Lawinenarbeit: das Vertrauen des Hundes zu seinem Führer und in gleichem Maß das Vertrauen des Führers zum Hund. Nur unter dieser Voraussetzung kann das Team aus Hund und Führer komplexe Szenarien lösen und mit Stresssituationen umgehen. Dass die Hundeführer dabei selbst versierte Bergsteiger sein müssen, die in Orientierung, Lawinenkunde, Erste Hilfe, Bergrettungstechnik und Einsatztaktik geschult sein müssen, macht das Team aus Führer und Hund erst in jeder Situation handlungsfähig. Die Vorträge an den Abenden versuchten dieser Forderung Rechnung zu tragen.
Aufgrund dieses Zusammenhanges legt die Lawinenarbeit einerseits die Qualität der Beziehung im Alltag offen; und umgekehrt ist eine gute Beziehung zwischen Hund und Führer im Alltag bereits ein großer Gewinn für die Sucharbeit. Beides bedingt sich und wächst aneinander, wie sich beispielsweise an der Entwicklung der Hunde in einem Jahr vom A- zum B-Kurs gezeigt hat. Hunde wollen als ganzheitliche Wesen verstanden und behandelt werden, nicht als Maschinen, die nur auf einen abgegrenzten Trainingsbereich dressiert sind. Sie müssen die Möglichkeit haben, eigenständig Lösungen zu finden. Der Hundeführer muss als Persönlichkeit Orientierung bieten, nicht durch Befehle. Gute Lawinenarbeit geschieht nahezu ohne Kommandos. Und: die freudvolle Arbeit ist für den Hund die einzig nachhaltige. Diese Freude an der Arbeit von Mensch und Tier war in dieser Woche spürbar.
Dass dies in der Kärntner Lawinen- und Suchhundestaffel gelebt wird, ist wohl der Hauptgrund für die durchwegs hervorragenden Leistungen bei diesem Kurs, wie von den Gästen aus Südtirol, Slowenien, Kroatien, Vorarlberg, Steiermark, Polen und der Polizei bestätigt wurde.
Ein Südtiroler Hundeführer sagte zu Ausbildungsleiter Albin Oberluggauer: „Früher seid ihr zu uns gekommen um zu lernen. Heute kommen wir zu euch um von euch zu lernen.“ Worte wie diese machen ein wenig stolz, viel mehr jedoch dankbar. Immer wieder auch über die Grenzen unseres Landes hinweg voneinander zu lernen und neidlos die Erfolge anderer zu sehen und zu schätzen, zeigt, dass unsere Gemeinschaft international ist. Die abendlichen Gespräche und Gesänge bei Wein, Gitarre und Ziehharmonika über die Sprachgrenzen hinweg gaben dafür beredtes Zeugnis. Der Dank der Teilnehmer gilt allen Ausbildnern unter der Leitung von Lorenz Geiger und Albin Oberluggauer, dass es ihnen gelungen ist, in konsequenter und jahrelanger Arbeit diese Atmosphäre in der Kärntner Lawinen- und Suchhundestaffel zu schaffen.
GG
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