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Lawinenunglück bei Lawinenwarnstufe 1 in Tirol
Ein tragisches - tödliches - Lawinenunglück war in Vorarlberg am 17. 12. zu beklagen. Es herrschte Lawinenwarnstufe 1 - wie konnte das passieren? Eine kleine Analyse.Mit Recht werden sich viele Alpinisten (und deren Freunde und Familie) fragen, wie es bei Lawinenwarnstufe 1 zu einem Todesfall kommen kann. Doch die Erklärung ist simpel wie - angesichts des Ereignisses - brutal: Lawinenwarnstufe 1 bedeutet "geringe" Gefahr, jedoch nicht "keine" Gefahr.
Die offizielle Definition von Lawinenwarnstufe 1 lautet:
- Lawinenauslösung ist allgemein nur bei großer Zusatzbelastung an vereinzelten Stellen im extremen Steilgelände möglich. Spontan sind nur Rutsche und kleine Lawinen möglich.
Diese Definition lässt durchaus gewissen Spielraum für Lawinenereignisse. Man könnte es auch anders formulieren: Das berühmte "Restrisiko" ist zwar extrem klein, aber es ist eben nicht null. Es geht sogar weiter - das alpine Risikomanagement lehrt uns, verschiedene Gefahren gegeneinander abzuwägen; bei Lawinenwarnstufe 1 ist die Lawinengefahr gegenüber der Absturzgefahr (im Steilst-Gelände natürlich) eher im Hintergrund.
Was kann man nun daraus lernen? Wir müssen uns dazu etwas wichtiges in Erinnerung rufen: Man kann die Lawinengefahr nicht alleine an der Lawinenwarnstufe festmachen, denn da sind mehrere Komponenten beteiligt (zum Beispiel testet die Methode Stop-Or-Go neben der Hangneigung (Check 1) auch auf Neuschnee, Triebschnee, Lawinen, Setzungsgeräusche, Durchfeuchtung (Check 2).
Auf gut deutsch heisst das, weder ist bei Lawinenwarnstufe 1 alles sicher, noch ist bei Lawinenwarnstufe 3 oder 4 alles gefährlich. Die simplen Ratschläge, die man oft im Internet liest, "jo bei LWS 1 kannst eh alles gehen", aber auch im Umkehrschluss "wer bei 3 oder 4 geht ist ein ..." stimmen absolut nicht. Vernünftig ist wohl ausschliesslich folgende Vorgehensweise:
- Beurteilung anhand einer fundierten Methode (zB Stop Or Go) zuerst einmal lernen (Das Bauchgefühl eines erfahrenen Alpinisten ist keine fundierte Methode)
- Genaues Studium des Lawinenberichtes vor der Tour, und zwar nicht nur auf die eine Zahl schauen, sondern auch den Text lesen, verstehen und auf die geplante Tour anwenden bzw sich merken oder ausdrucken und mitnehmen
- Unterwegs ständig wachsam sein, und die Situation vor Ort anhand der gewählten Methode beurteilen und umdrehen wenn notwendig.
/EP