Engele ziag'n
Bergrettungstechnik auf dem ChristkindlmarktNachdem diese Geschichte 2 Ortsstellen (Althofen-Hemmaland und Klagenfurt) betrifft, erscheint sie hier auf der Landesseite. Ein Bericht von Dr. Eike Roth, OS Klgft. (edit.:LEA)
Am traditionellen Christkindlmarkt in Friesach bringt ein fliegender Engel den Kindern Süßigkeiten. Weil Engel aber nicht immer das tun, was wir Menschen gerne von ihnen hätten, springt ein Menschenkind ein. Und weil das nicht fliegen kann, springt die Bergrettung ein.
Über den Christkindlmarkt schweben, das kann man natürlich, etwa mit einer Seilbahn.
Die Bergrettung baut des Öfteren eine Seilbahn, um verunfallte Personen zu bergen, z.B. aus schwierigen Steilwänden oder aus tiefen Schluchten. Warum nicht auch einmal eine solche bauen, um einen Engel über den Christkindlmarkt schweben zu lassen ? In Friesach macht die Ortsstelle Althofen-Hemmaland das seit vielen Jahren, gewissermaßen zur Abwechslung von manch schwierigem Einsatz in den Bergen. Und alle sind zufrieden, vor allem die Kinder.
Aber Bergretter müssen auch zur Fortbildung, denn ihre Aufgaben sind vielfältig und verlangen hohe technische Kompetenz.
Das kostet nicht nur Aufwand und Zeit, sondern es verbraucht auch Termine.
Und das führte am Samstag, den 19.12.2015, zu einem Problem: es steht gerade wieder einmal eine wichtige Fortbildung an - aber die Kinder in Friesach sollen doch auch ihren Engel haben !
Also springt die Ortsstelle Klagenfurt ein. Auch wir können eine 50 m lange Seilbahn bauen, quer über den Fürstenhof, von einer Zinne auf der alten Stadtmauer zu einem massiven Eisengeländer bei einem Aufzug auf der anderen Seite. Das hält, auch wenn wir, damit der Engel tatsächlich über dem Platz schwebt, mit viel Seilspannung arbeiten müssen und der ungünstige Belastungswinkel hohe Kräfte auf die Verankerung bewirkt.
Aber in den Bergen haben wir oft noch viel schwierigere Verhältnisse.
Zwei Statikseile als redundante Tragseile - ordentlich gespannt - ein Dynamikseil als Zugseil, alle paar Meter mit Karabinern nach oben abgehängt, um nicht zu viel Durchhang zu haben, ein Bergedreieck für den Engel und - neu für uns, diese Anforderung haben wir in den Bergen nicht - für die richtige Schwebeposition die Beine noch etwas mit Bandschlingen hochgebunden. Schon schwebt der Engel über den Christkindlmarkt, die Kinder bekommen ihre Süßigkeiten und wir Bergretter bekommen anschließend eine Selchwurst und ein Getränk spendiert.
Am Sonntag machen es die Hemmaländer wieder selbst.
Ob die Kinder überhaupt einen Unterschied merken ?