Kontakt
Ortstelle Hermagor
Einsatzgebiet
327 km2
Ortstellenleiter
Horst Liebetegger
Mobiltelefon
+43 670 5087223
2022 02 12 Trogkofel Überschreitung
Gemeinschaftstour am 12.2.2022 - Trogkofel-Überschreitung
Die Idee zu dieser alpinen Unternehmung kam uns bei einem gemeinsamen Aufstieg über die Talabfahrt mit einem Bergrettungskollegen. Im Gespräch ging darin darum, was bei den aktuellen Verhältnissen (niedrige Lawinenwarnstufe und den eher bescheidenen Schneeverhältnissen im Gelände) für ein Ziel bei einer Gemeinschaftstour gewählt werden könnte.
Wir waren uns rasch einig, dass es eine Kombination zwischen einer alpinen Unternehmung und einer Geländeerkundung in unserem Einsatzgebiet sein sollte. Daher einigten wir uns auf eine Trogkofel-Überschreitung von West nach Ost mit Abstieg über den Crete Rosse-Klettersteig. Der alpine Charakter sollte bei dieser Bergtour den Vorrang haben und den kompletten und alpin versierten Bergretter fordern.
Unser Ausgangspunkt war der Parkplatz an der Grenze am Nassfeld. Nach dem obligatorischen LVS-Check und der Aussprache über die erforderliche Ausrüstung (zusätzlich zur Schitourenausrüstung noch Sitzgurt, Steigeisen, Seil und u.U. ein Pickel) ging es los. Wir bestiegen zuerst die Madritschen, fuhren dann ins Rudnig-Gebiet ab und dann folgte ein weiterer Aufstieg auf den Rudnig-Sattel. Die Abfahrt schließlich nach Westen vorbei am Biwaco Lomasti ins Trogtal. Hier eine kurze Trinkpause und neuerliches Auffellen. Dann ging es anfänglich gemütlich aufwärts und immer weiter nach Westen um Richtung Trogturm-Scharte immer steiler zu werden. Schließlich ließ das Steilgelände keinen weiteren Aufstieg mit den Schiern mehr zu. Somit hieß es Steigeisen anlegen und die Schier sicher auf dem Rucksack befestigen. Knapp 50 Hm unter der Schwarte zwang uns ein rießiger Klemmblock zu einer "Durchschlupfvariante". Von der Scharte dann ohne Steigeisen hinauf über eine 50 Meter hohe, Schnee und Eis durchsetzte Steilstufe, versichert mit einem Stahlseil. Oben begrüßte uns die Sonne am Gipfelplateau. Die letzten 100 Hm waren mit den Tourenschiern an den Füssen kein Problem mehr und wir konnten erstmals die Rundumsicht an diesem strahlenden und wolkenlosen Tag genießen. So gelangten alle 10 Teilnehmer glücklich aber hungrig und durstig am Trogkofel-Gipfel an. Es gab die verdiente Pause samt Foto-Shooting.
Der schwierigste Teil dieser Tour wartete aber noch auf uns. Und zwar galt es den Abstieg über den Crete-Rosse-Klettersteig sicher zu bewältigen. Vom Gipfel fuhren wir daher Richtung Süden ab um zum Ausstieg des Klettersteiges zu gelangen. Ein kurzer Gelände-Check samt neuerlichem aufschnallen der Schier auf den Rucksack und schon machten wir uns hochkonzentriert und vorsichtigst an den Abstieg. Die Schlüsselstelle im Winter bildete das Ausstiegsloch im obersten Bereich.
Ist dieses Loch mit Schnee gefüllt, so konnte diese Stelle nur durch Abseilen sicher überwunden werden. Wir konnten aber vorsichtig durchkriechen wobei die aufgeschnallten Schier immer wieder am Felsen kratzten und aus dem Gleichgewicht bringen wollten. Dann weiter hinunter wobei so manche pickelharte Stelle (hier half der Pickel) überwunden werden musste. Zum Teil war das Klettersteig-Seil zum angreifen heraussen, dann war es wieder im Schnee begraben und wir mussten uns vorsichtigst am Felsen sichern. Schließlich kamen alle wohlbehalten am Einstieg des Klettersteiges an und es gab ein allgemeines Aufatmen hatten wir doch sämtliche Schwierigkeiten sicher überwunden.
Die nachfolgende Abfahrt ins Rudnig-Gebiet zur Rudnigbahn-Talstation samt neuerlichem Auffellen (zum vierten Mal) und Wiederaufstieg auf die Madritschen und nachfolgende Abfahrt über die Pisten zum Grenzparkplatz bildete den Abschluß. Die Müdigkeit und die nachlassende Anspannung spürte bereits jeder in seinen Knochen und Muskeln. Die Aussicht aber auf eine ordentliche Nudelportion beim italienischen Wirten unseres Vertrauens ließ die Stimmung sofort steigen.
So gab es ein finales Anstoßen mit einem Glas Wein und dem stolzen Gefühl, dass uns am heutigen Tag eine alpin fordernde, aber umso schönere Tour gelungen war.
Reinhold Ressi