Kontakt
Ortstelle Hermagor
Einsatzgebiet
327 km2
Ortstellenleiter
Horst Liebetegger
Mobiltelefon
+43 670 5087223
2016 04 02 Pyrenäen
Wenn man anfängt sich über Schitourenmöglichkeiten und aktuelle Bedingungen in den Pyrenäen zu erkundigen wird man nicht unbedingt gleich fündig. Wohl waren Mitglieder unserer Ortsstelle vor ca. 30 Jahren in den Pyrenäen unterwegs, diese waren allerdings im französischen Teil unterwegs.
Ein verlässlicher Ratgeber ist heutzutage das Internet und da kommt man zwangsläufig auf Angebote div. auf Bergsportreisen spezialisierter Anbieter. Verbunden mit einer ebenfalls über das Internet angekauften Karte kommt man schon ein gutes Stück weiter. Da wir mittels Flugzeug anreisen wollten stellte sich noch die Frage, ob wir vor Ort ein Leihauto oder Taxi/Bus ausleihen sollten. Leihauto kam nach div. Preisanfragen gleich nicht mehr in Frage - zu speziell waren unsere Anforderungen bei 10 Personen samt Schigepäck.
Aber hier half ein örtliches Reisebüro in vorbildlichster Weise. Dieses buchte die Flüge, organisierte ein Quartier und auch ein Taxi das uns in den Pyrenäen vom Quartier zum Ausgangspunkt unserer Touren bringen sollte und uns auch wieder abholen sollte.
So machten wir 10 Bergretter am 2.April 2016 auf die Anreise nach Treviso zum dortigen Flughafen. Der Flug ging nach Barcelona und dort wartete bereits ein Bus, der uns die restlichen ca. 300 km nach Benasque in den Pyrenäen bringen sollte. Der gleiche Tag brachte bereits die ersten kulinarischen Herausforderungen - sprachbedingt. Keiner war des Spanischen mächtig und so wurde die Essensbestellung zu einem Glücksspiel. Zum Glück waren die Fischeier und sogar die Schweinerüssel gar nicht so übel.
Nach einer ersten Nacht im Hotel ging es am nächsten Morgen gleich schwer bepackt auf die Renclusa-Hütte. Gleich beim Aufstieg teilte sich unsere Gruppe und so kam es, dass eine Gruppe zur Hütte hinunterfahren musste. Nach Quartierbezug ging es mit leichterem Rucksack auf den ersten Gipfel namens Pico del Alba mit 3.112 m. Die letzten Meter zum Gipfel mussten wir steil zu Fuß bewältigen und der aufkommende Wind verschärfte die Bedingungen.
Dichte Wolken drängten um den Gipfel und ließ uns für die Folgetage Schlimmeres befürchten. Vorerst genossen wir allerdings die schönen Hänge zurück zur Renclusa-Hütte. Auf dieser waren wir an diesem Tag die einzigen Gäste.
Der nächste Tag brachte dann den prognostizierten Schlechtwettereinbruch - Schneefall und Wind. Wir ließen uns den Aufbruch trotzdem nicht vermiesen und montierten die Steigfelle auf unsere Tourenschier. Bald nach Aufbruch waren wir in der dicken Nebelsuppe gefangen und der erste vorne musste sich sowohl was das Spuren anlangt anstrengen und auch die günstige Spuranlage war herausfordernd weil ohne Anhaltspunkte vom Gelände her. Nach rund 900 Hm war leider Schluss - keinerlei Sicht und stürmischer Wind. Dafür genossen wir die ca. 15 cm Pulverschnee bei der Abfahrt.
Übernachtung und am nächsten Morgen das gleiche Spiel - Schneefall und Sturm. Wieder auffellen und los in den Nebel hinein. Und wieder nach ca. 900 - 1.000 Hm - Ende. Abfahrt diesmal schon bei ca. 35-40 cm Pulver.
Am 3. Tag dann der ersehnte Sonnenschein. Und heute war der höchste Berg der Pyrenäen, der Monte Aneto mit 3.404 m auf dem Programm. Es ging anfänglich über unsere Aufstiegsspur vom Vortag ca. 400 Hm hinauf bis es links Richtung einer Scharte wegging. Unser Karl-Peter stellte einmal mehr seine überragende Kondition unter Beweis.
Aber irgendwann ließ auch er uns anderen den Vortritt - jeder spurte im fast 1/2 m tiefen Pulverschnee. Knapp vor dem Gipfel schnallten wir die Schier ab und dafür die Steigeisen an. Über einen überaus ausgesetzten Blockgrat kletterten wir die letzten Meter zum Gipfel hinauf. Die Aussicht ein Traum! Was anschließend folgte kann grob mit einer Pulverschnee-Orgie beschrieben werden. Aufgrund des Tipps einer spanischen Bergführerin fuhren wir nicht über die Aufstiegsroute zurück sondern direkt nach Osten in ein anderes Tal. Die Zöpfe unserer Spuren habe ich jetzt noch vor mir. Nach einem ca. 100 Hm langen Gegenanstieg gelangten wir zurück zu unserer Hütte. Wir genossen die letzten Cervezas (span. Bier) und anschließend ging es zurück ins Tal wo bereits ein Taxi auf uns wartete. Im Hotel genossen wir die erste warme Dusche seit Tagen.
Früh am nächsten Tag dann Aufbruch zur nächsten Tour. Das Remune-Tal mit seinen zahllosen Gipfeln wartete auf uns. Durch einen wunderschönen Zirbenwald stiegen wir aufwärts. Von den steilen Seitenhängen war der Schnee bereits am Vortag mit z.T. großen Lawinen abgegangen. Am Talschluss, direkt an der Grenze zu Frankreich bestiegen wir zwei 3000er und wieder folgte eine perfekte Abfahrt. In der Nacht kündigte der tosende Wind wieder unbeständiges Wetter an. Und richtig, der nachfolgende Morgen brachte Sturmböen von z.T. über 100 km/h. Wir beschlossen daher, lediglich entlang einer Lifttrasse auf einen Gipfel zu steigen. Aber auch dieser Anstieg kostete viel Kraft. An den Abenden genossen wir die örtliche Gastronomie und an den Nachmittagen den Besuch in den zahlreichen Sportgeschäften.
Es sollte die letzte Schitour ins Lliterola-Tal am Samstag folgen. Das Wetter im Tal sah gar nicht schlecht aus, nur in den hohen Bergen konnte man den starken Wind erahnen. Die Sturmböen mittlerweile gewohnt ging es zügig bergan.
Nach ca. 850 Hm kamen wir schließlich in einen engen Sattel wo uns der Wind voll erfasste. Sämtliche Überbekleidung musste angezogen werden und ohne die schützende Schibrille konnte man ohnehin nichts mehr sehen. Wir bewunderten eine Gruppe spanischer Schneeschuhwanderer die wir knapp vor diesem Sattel überholten und die immer wieder im tiefen Schnee einbrachen. Aber bald danach sank die Sicht gegen Null und die Sturmstärke nahm weiter zu. Nun hieß es, die Vernunft einzuschalten und umzudrehen. Wir fuhren ca. 400 Hm ab und bestiegen einen knapp 2.500 m hohen Gipfel auf der gegenüberliegenden Talseite. Wieder folgte eine wunderschöne Pulverabfahrt und entschädigte uns für den Wind.
So nahmen wir am Sonntag Abschied von den Pyrenäen und fuhren die 300 km zurück nach Barcelona. Es folgten zwei Tage Sightseeing, Flanieren und die wunderschöne Stadt bewundern. Barcelona wurde nun auch für uns zu einer der schönsten Städte der Welt.
Aber auch da hieß es Abschied nehmen und so ging es nach 10 Tagen mit dem Flieger zurück nach Treviso.
Es kann kein Abschied aus Italien sein ohne noch schnell eine Pizza nahe Tarvis zu genießen und auf die vergangenen Ereignisse zurück zu blicken. Allesamt waren wir sehr zufrieden und glücklich über die schönen, wenn auch zum Teil herausfordernden Touren und die lustige Gemeinschaft untereinander.
Reinhold Ressi
Ortsstellenleiter