Kontakt
Ortstelle Hermagor
Einsatzgebiet
327 km2
Ortstellenleiter
Horst Liebetegger
Mobiltelefon
+43 670 5087223
Marokko
Schitouren und Frühjahrsfirn in Afrika?
Ja, das gibt es! Und zwar können im Hohen Atlas in Marokko Berge mit einer Höhe bis zu 4.167 m mit den Tourenschiern bestiegen werden.
Dieser Gedanke, einmal im Afrika-Firn zu fahren, ließ einige Mitglieder unserer Bergrettungs-Ortsstelle nicht mehr los und so vereinbarten wir, dass wir uns das einmal vor Ort anschauen sollten.
Die Frage des richtigen Zeitpunktes ist immer etwas Glücksache. Ist man zu spät dran gibt es wahrscheinlich keinen Schnee mehr, ist man zu
früh, liegt zu wenig. Wir beschlossen, lieber etwas früher im Jahr dran zu sein und lagen damit absolut richtig. Bereits Ende Feber flogen wir von München nach Marrakesch und konnten dort in ca. 70 km Entfernung einen Blick auf unsere tief verschneiten Berge erhaschen. Es lag dort so viel Schnee wie seit den letzten 10 Jahren nicht mehr. Der Anblick mit den Palmen im Vordergrund und den weißen Bergen dahinter kann als kitschig beschrieben werden.
Als wir unser Flugzeug verließen genossen wir bereits die Frühjahrssonne mit rd. 20°C Außentemperatur und das Wetter sollte auch in den nächsten Tagen unseres Aufenthaltes perfekt bleiben. Es begann das übliche Programm: Stadtrundfahrt, Hotel beziehen und die Umgebung zu erkunden. Am Abend besuchten wir den „Djemaa ei Fna" das Herz Marrakeschs - einen riesig großen Platz mit Schlangenbeschwörern, Alleinunterhaltern, Musikdarbietungen, Garküchen mit den dazugehörenden Gerüchen, Verkaufsständen und vielem mehr. Auch ein Besuch am Markt durfte nicht fehlen und speziell ein Gewürzverkäufer machte kein schlechtes Geschäft mit unserer Gruppe.
Am nächsten Tag ging es aber schon in die Berge. Nach ca. 2 Stunden Fahrt Richtung Süden erreichten wir mit der Ortschaft Imlil auf 1.740 m Meereshöhe unseren Ausgangspunkt. Von dort wanderten wir mit unserem Tagesgepäck in den nächsthöheren Ort um uns dort zu akklimatisieren. Tags darauf wurde unser Gepäck wieder auf die Maultiere verladen und wir gingen mit leichtem Rucksack dem Tross hinterher. Auf knapp 2.500 m errichten wir die Schneegrenze und die Träger übernahmen das Gepäck von den Mulis. Bis zu unserem Basislager - der Nelter-Hütte auf 3.207 m - waren es von der Schneegrenze noch knapp drei Stunden Marsch - für uns Schitourengeher durch die Schier erleichtert. Die Hütte erwies sich als schmuckloser und kalter Steinbau. Der Schimmel an den Wänden kam von der fehlenden Isolierung und den großen Temperaturschwankungen
zwischen innen und außen. Das gute Essen - vom eigens für uns mit aufgestiegenen Koch - entschädigte uns aber reichlich.
Da das Wetter auch für die folgenden Tage schön zu bleiben versprach brachen wir gleich am nächsten Tag auf um den höchsten Berg Nordafrikas, den Djebel Toubkal mit 4.167 m zu besteigen. Gleich am Weg war auch der mit 4.030 m etwas niedrigere Westgipfel den wir ebenfalls „mitnahmen'. Vom Gipfel aus genossen wir die Fernsicht rundum bis zu den Ausläufern der Sahara. Bei der anschließenden Abfahrt kamen wir am lmmouzer (4.010m) vorbei den wir mit einem kurzen Aufstieg erreichten. So hatten wir bereits am 1. Tag drei 4.000er erklommen - was für ein Anfang.
Der folgende Tag brachte uns zwei weitere Gipfel über 4.000 m und, bei der Abfahrt, den berühmten Afrikafirn. Dieser Trend setzte sich auch am nachfolgenden Tag fort - diesmal gelangen uns nochmals 3 Gipfel über 4.000 und ebenfalls rassig steile Firnabfahrten. So beschlossen wir am
letzten Tag keine Tour mehr zu machen - mit insgesamt 8 Gipfeln über 4.000 mussten wir mehr als zufrieden sein - und fuhren stattdessen mit unseren Schiern bereits in der Früh Richtung Tal ab. So konnten wir in aller Ruhe den ziemlich langen Abstieg nach Imlil zu unserem Ausgangspunkt genießen sowie die frisch gepressten Orangensäfte verkosten und auch noch das eine oder andere Souvenir einkaufen. Dass wir die Dusche im Hotel in Marrakesch nach 5 Tagen am Berg ausgiebig nutzten versteht sich von selbst.
Den letzten Abend genossen wir noch in einem feudalen Lokal mit ausgezeichneter landesüblicher Kost und einer Bauchtänzerin, die uns nicht vergeblich aufforderte, ihre Bewegungen mehr schlecht als recht, nachzumachen.
So ging eine schöne Tourenwoche zu Ende die uns noch lange in Erinnerung bleiben wird.
Hermagor, 20.3.2015
Reinhold Ressi
Ortstellenleiter