Kontakt
Ortstelle Hermagor
Einsatzgebiet
327 km2
Ortstellenleiter
Horst Liebetegger
Mobiltelefon
+43 670 5087223
2012 Ararat
Schitouren an der Seidenstrasse bis zum Ararat
Die Seidenstrasse stellte bis zur Entdeckung des Seeweges rund um Afrika den einzigen Transportweg zwischen den Gütern aus Asien/China und Europa/Venedig dar.
Diesem Mythos konnten sich auch einige Mitglieder der Bergrettungs-Ortsstelle Hermagor nicht entziehen und machten sich vom 12.-22.4.2012 auf den Weg. Zwar bedienten wir uns nicht der Kamele als Transportmittel, sondern wählten das Flugzeug als die modernere Variante. So machten wir uns von München aus auf den Flug nach Istanbul. Leider blieb für diese große Verbindungsstadt zwischen Europa und Asien zu wenig Zeit und so konnten wir nur kurze Eindrücke sammeln.
Früh am nächsten Tag hob unser Flieger ab nach Van zur gleichnamigen Stadt am Van-See. Dieser See ist 7 Mal größer als der Bodensee und verdankt seine Leblosigkeit einem Vulkanausbruch, der jedes Leben im See ersterben ließ. Das regelmäßig zufließende Süßwasser verdunstet und zurück bleibt nur die lebensfeindliche (alkalische) Lauge da der See seit dem Vulkanausbruch keinen natürlichen Abfluss mehr hat.
Von Van aus unternahmen wir erste Akklimatisationstouren auf die umliegenden Berge und konnten so erste Berge zwischen 3.100 und 3.700 m Höhe besteigen. Wir waren jedes Mal vom "türkischen Firn" begeistert der uns für die stundenlangen Aufstiege entschädigte. Nach 3 Touren ging es weiter auf die Nordseite des Van-See wo wir auf die Besteigung des Süphan Dag (4.058 m) vorbereiteten.
Voll motiviert strebten wir dem Gipfel zu. Allerdings mussten wir bald feststellen, dass sich dieser Berg nicht so leicht besteigen ließ. Mit jedem Meter an Höhengewinn nahm der Sturm zu und verschärfte zusätzlich die größer werdende Sauerstoffknappheit. Die Gipfelpyramide konnten wir nur Dank des GPS lokalisieren und in knapp 6 Std. Aufstieg oder 1.800 Höhenmetern erreichen.
Weiter ging es auf der Seidenstraße bis zum östlichsten Rand der Türkei unmittelbar an der Grenze zum Iran, Armenien und Aserbaidschan in die Stadt Dogubayazit. Dort konnten wir erstmals unser Hauptziel, den 5.137 Meter hohen Ararat bestaunen. Bestaunen ist der richtige Ausdruck – majestätisch erhebt sich dieser Vulkanberg rd. 3.500 m über dem Tal. Zwar zieht dieser Gigant immer wieder Wolken und Wind an aber wir waren optimistisch für unsere bevorstehende Schibesteigung.
Und der beginnende Aufstieg am nächsten Tag, begleitet von unseren Pferden, die die Ausrüstung für die nächsten Tage hoch trugen, bescherte uns einen strahlenden Sonnenschein. Auf einer Höhe von ca. 3.000 m schlugen wir unsere Zelte auf. Nach einem von unserem Koch vorzüglichen zubereiteten Essen ging es schon bald in die Zelte um die kurze Zeit bis zum Aufbruch zum Gipfel zur Erholung zu nutzen. Bereits um Mitternacht wurden wir geweckt und bald darauf ging es im Schein unserer Stirnlampen Stunde um Stunde und Spitzkehre um Spitzkehre bergauf. Auf ca. 4.400 m mussten wir unsere Tourenschier deponieren – der Wind hatte nahezu den gesamten Schnee verweht. Überaus anstrengend ging es über Block- und Schottergestein immer weiter höher. Wir konnten es uns aussuchen, entweder im Schotter permanent zurückrutschen oder im tieferen Schnee einbrechen und spuren müssen. Dazu kam, dass der Wind leider mit jedem Höhenmeter heftiger wurde. Auf etwas über 5.000 m Höhe war dann Schluss mit jeglicher Sicht; wir hatten schon sämtliche Daunen- und Goretex-Jacken übergezogen, die Sturmhauben und Überhandschuhe übergestreift…und der Gipfel war sooo nahe... Minute um Minute hofften wir auf ein Aufreißen der Nebelsuppe sowie ein nachlassen des Sturmes – leider vergeblich. Trotzdem wir schon 6 ½ Std. im Aufstieg waren, fiel uns die Entscheidung zur Umkehr extrem schwer - die knapp 100 Höhenmeter hätten wir kräftemäßig noch spielend geschafft.
So aber musste die Vernunft siegen und wir machten uns an den langen Abstieg. Selbst bergab mussten wir im lockeren Lavagestein noch sehr vorsichtig gehen. Endlich erreichten wir unser Schidepot und machten uns für die Abfahrt bereit. Doch die Höhe von über 4.400 m und unsere Müdigkeit ließen unsere Waden bei den Schwüngen ordentlich brennen. Schlussendlich erreichten wir unsere Zelte und nach einem Tee krochen wir müde in den Schlafsack. Nach einer langen und erholsamen Nacht bauten wir frühmorgens die Zelte ab, und schon bald tauchten die Pferde auf, die unser Material ins Tal brachten.
So ging auch dieses Abenteuer an der Seidenstrasse langsam aber sicher seinem Ende entgegen. Am letzten Tag genossen wir noch die Gastfreundschaft der Kurden in Ostanatolien bei etlichen "Tschai`s" und einem finalen Einkaufsbummel.
Eine einzige Frage blieb bei dieser Reise leider unbeantwortet: " Ob wir mit einem fliegenden Teppich den Gipfel des Ararat leichter erreicht hätten?"
Hermagor, 2. Mai 2012
Reinhold Ressi, Ortsstellenleiter