Das gewaltige Massiv des Hainschturmes in der Koschuta bietet für Bergsteiger einige Herausforderungen. Eine davon ist die laut Karawankenführer Route R 781 über die Nordwestschlucht, 1. Winterbegehung im Winter 1932/33, 600 Hm vom Oberen Nordwandkar, Schwierigkeit III-.
Ausgangspunkt ist Zell Oberwinkel am Eingang in den Hainschgraben. Einige Schwierigkeit bereitet das Finden des Zustieges zum Oberen Nordwandkar (R 780). Dazu muss man vom Wanderweg durch den Hainschgraben etwa 10 Minuten nach der Schaumühle im Bereich einer Jagdhütte, die rechter Hand zu sehen ist, in ein trockenes Bachbett nach links abzweigen und diesem bis ca. 100 m vor der Wand folgen. Da zweigt wiederum ein Bachbett nach links ab (Steinmann), dem man solange folgt, bis das Bachbett als Schlucht steil ansteigt. Hier weicht man nach links unter dem Felsen aus und hantelt sich an den Latschen etwa 30 Hm hinauf Richtung Grat, bis man auf einen deutlich erkennbaren Jagdsteig trifft, der zwischendurch sogar mit Seilen abgesichert ist. Dieser Jagdsteig führt ins Obere Wandkar. Zwischendurch ist die Wegfindung schwieriger, aber tendenziell führt der Weg nach links oben.
Aus dem Oberen Wandkar führt der Weg über Schneefelder in die Nordwestschlucht. Nach etwa 200 Hm teilt sich die Schlucht. Hier sollte man laut Führer in einer Schleife rechts in eine brüchige Rinne und wieder in die Schlucht zurückgehen. Dies tat ich sträflicherweise nicht und blieb im linken Schluchtzweig, der aber in die Sackgasse führte. Der Ausweg führte rechts hinauf auf die Rippe, die von den beiden Schluchtzweigen begrenzt wird, aber dann nicht mehr zurück in die Schlucht, sondern rechts bleibend, weil die Schlucht nur bei entsprechender Schneehöhe als Firnschlucht besteigbar ist. D.h. diese Tour sollte eher im Spätwinter bzw. Anfang Frühling gemacht werden, wenn entsprechend viel Schnee in der Schlucht liegt! Das gilt auch für die Variante durch die Gipfelrinne, die knapp vor dem Ende der Nordwestschlucht nach links abzweigt, im ausgeaperten Zustand ist diese kaum durchsteigbar.
Nach dem Ausstieg gelangt man am Wanderweg schnell auf den Gipfel des Hainschturmes. Der Abstieg führte mich über die Skarbinascharte durch die Skarbinaschlucht, die fast gänzlich ausgeapert ist. Überrascht war ich von einem Fundstück, das ich an dieser Stelle nicht für möglich gehalten hätte, nämlich eine zerdrückte Aludose unter einem Stein versteckt. Da diesen Weg nur versierte Bergsteiger gehen, ist meine Enttäuschung über diesen Umweltfrevel umso größer, denn hier war kein Gelegenheitswanderer unterwegs, der keinen Bezug zur Natur hat, hier war einer unterwegs, der bergsteigerisch mehr drauf hat!! Es ist unbegreiflich und eine Schande!
Mein persönliches Resumee: Diese Tour sollte nur für jene Bergsteiger eine besondere Herausforderung sein, die über Klettererfahrung im brüchigen Fels verfügen und eine gewisse Ausgesetztheit vertragen. Ein günstiger Zeitpunkt erleichtert die Besteigung der Schlucht sehr, aber die Steinschlaggefahr ist immer zu beachten.
Berg Heil
Martin
Zoom auf den Kleinen Hainschturm und die Nordwestschlucht
Blick vom Jagdsteig auf halber Höhe zum Oberen Wandkar hinunter in den Hainschgraben
Das Obere Wandkar ist noch schneegefüllt
In der Nordwestschlucht nach der Verzweigung im linken Schluchtzweig
Rückblick in den mittleren Teil der schneegefüllten Schlucht
Die Gipfelrinne zweigt knapp vor dem Ende der Nordwestschlucht nach links ab
Der obere Teil der Nordwestschlucht
Tiefblick in die Schlucht knapp unter dem Ausstieg