Ein „sehr kühner Felsanstieg“ führt laut Glockner-Topo über den Nordostgrat auf den höchsten Gipfel Österreichs. Ausgangspunkt ist die Franz-Josefs-Höhe (Maut heuer schon 34 Euro pro PKW!!), es folgt der obligate Abstieg zur Pasterze, auf dieser geht’s bis zum Kleinen Burgstall und dann rauf zum Glocknerbiwak. Die Spalten sind noch recht gut mit Schnee zugedeckt.
Vor Sonnenaufgang ging es hinüber zum Einstieg der Pallavicinirinne, der Nordostgrat startet hier und zieht sich parallel zur Rinne hinauf. Der Bergschrund war auf direktem Weg unüberwindlich, wir stiegen sehr weit rechts ein und querten oberhalb des Schrundes bis zum Flaschenhals.
Die ersten 200 Höhenmeter konnten wir seilfrei klettern, aber ab dem ersten Grataufschwung fingen die Schwierigkeiten an. Gleich zu Beginn gab es eine Schlüsselstelle (4 bis 4+ nach unserer Einschätzung), aber auch einen Standplatz mit geschlagenen Haken. Anschließend sahen wir einen Verhauer-Haken links oberhalb des Standes, der mich in die Irre und grobe Schwierigkeiten leitete, der richtige Weg führte schließlich zu zwei Haken rechter Hand. Die Verhältnisse waren in weiterer Folge sehr winterlich, die tiefen Temperaturen ließen kein Klettern ohne Handschuhe zu.
Nach der vierten Seillänge zweigt von der Pallavicinirinne auf ca. 3500 m nach rechts eine steile Rinne ab. Die Route folgt dieser Rinne an der rechten Begrenzung bis zum Pfeilerkopf.
Unter dem Pfeilerkopf wurden die Schwierigkeiten wegen des Glasureises am Fels größer, sodass wir eine Seillänge durch die Rinne zum Pfeilerkopf kletterten. Dort befindet sich auch der Ausstieg aus der „Aschenbrenner“, in die man einen tollen Tiefblick hatte. Von hier weg klettert man relativ leicht und genussvoll in direkter Linie zum Gipfelkreuz hinauf.
Der Abstieg über den Kleinglockner, das Eisleitl und das Hofmannskees war bei sehr guten Verhältnissen in erstaunlich kurzer Zeit möglich, der heißgeliebte Gegenanstieg von der Pasterze zur Franz-Josefs-Höhe ist leider immer noch die reinste Qual!!
Mein Resumee: Eine anspruchsvolle hochalpine Klettertour, die objektiv aber relativ sicher ist. Bei wärmeren Verhältnissen wäre das Klettervergnügen ein größeres gewesen, an diesem Fronleichnam waren die 13 Seillängen in acht Stunden teilweise sehr kalt. Der Blockgrat ab dem Pfeilerkopf zum Gipfel hinauf ist wunderschön zu klettern. Derzeit herrschen noch sehr gute Verhältnisse in der Pallavicinirinne.
Berg Heil
Martin
Auf der Pasterze am Weg zum Glocknerbiwak
Die Nordseite des Glockners am frühen Morgen vor dem Aufbruch
Beim Einstieg am Flaschenhals der Pallavicinirinne
Blick nach oben entlang des Nordostgrates
Nach der Rechts-Abzweigung unter dem Pfeilerkopf
Tiefblick unter dem Pfeilerkopf Richtung Pallavicinirinne
Am Ausstieg der Aschenbrenner
Im oberen Bereich des Nordostgrates