Die frühlingshaften Temperaturen der letzten Woche machten irgendwie schon wieder Lust auf die Sommertouren – so habe ich mich dazu entschlossen, doch noch einen Bericht über meine Teil-Begehung des Carlo Chersi Steigs vom August 2010 zu verfassen, die Tour ist nämlich echt empfehlenswert!
Der Weg führt von der Saisera über die Pellarini-Hütte auf die Naboisscharte. Dort angekommen steigt man am Götterband der Wischberg-Nordwand Richtung obere Sprangna imposant an Bändern und Flanken entlang – ständig ein imposantes Panorama vor Augen.
Im Heindl ist der Weg gut beschrieben.
Ich hatte an diesem Tag Glück mit dem Wetter – losgegangen bei Nebel, welcher sich bis zur Hütte nicht lichtete war ich schon etwas enttäuscht und überlegte mir schon während des Aufstiegs ein alternatives Ziel – ich trank noch einen ausgezeichneten Cafe auf der Pellarini-Hütte und trabte gemütlich Richtung Naboisscharte.
Dort oben war noch dichter Nebel und ich beschloss mal eine Jausenpause einzulegen – zu sehen war nicht wirklich viel. Immer wieder hörte ich ein paar Schritte – und plötzlich lichtete sich der Nebel und eine Steinbock-Mama samt Jungem standen vor mir und schauten mich verdutzt an – ich staunte natürlich auch nicht schlecht.
Von da an wurde es deutlich schöner und ich beschloss den Carlo Chersi-Steig weiterzugehen.
Von der Naboisscharte geht es recht steil runter – immer wieder das Götterband des Wischbergs nutzend – in eine kleine Senke der oberen Spragna, dann über eine Gegensteigung auf ein Plateau, von welchem man einen wunderschönen Blick in die Saisera hat.
Teilweise lag der Schnee im August noch meterhoch an den Wandfüßen – Sonne kommt dort selten hin. Intensive Eindrücke steigerten die Glücksgefühle in mir – ich begegnete an diesem Tag keinem Menschen am Weg und war derartig glücklich über die Stimmung, die Intensität und die fantastische Landschaft. Wenn man in der Spragna steht z.B. bei der Huda-Paliza sieht man markant 2 Bäume auf dem Plateau – ich rastete bei einem davon und genoss einfach den Ausblick.
Dann stieg ich weiter ab, immer die tolle Kulisse von Wischberg, Kastreinspitzen, Buinz- und Montasch-Zug vor Augen. Weiter ging es zum Biwak Dario Mazzeni, welches echt gut platziert ist – man stelle sich die Saisera im Winter und die Zerstörungsgewalt der Lawinen vor.
Dann stieg ich über den markierten Weg ab – vorbei an imposanten Wasserfällen, Schluchten und Rinnen, in welchen noch meterhoch der Schnee von abgegangenen Lawinen liegt – und kam zur Wegkreuzung, wo der Steig weiter Richtung Grego-Hütte gehen würde. Im Zwiespalt darüber, den Steig komplett zu gehen oder doch direkt zur Malgha Saisera zu gehen gab ich letztlich der Versuchung nach und ging direkt zurück. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich bereits 21km und 1.500 hm in den Beinen – und ich musste noch die Langlaufloipe und die Straße zum Ausgangspunkt zurückgehen.
Aber eines ist sicher: 2011 werde ich den ganzen Steig gehen – der weitere Verlauf wäre unter dem Enzianturm zum Biwak Stuparich und unter der Montasch-Nordwand zum Rifugio Grego.
Gesamt legte ich 27km und 1.500hm zurück – es kam mir aber überhaupt nicht lange vor, denn dieser Steig ist einfach fantastisch – die Eindrücke der Natur dort sind nur mit Superlativen zu beschreiben. Immer wieder sieht man auch Zeitzeugnisse vom 1. Weltkrieg - Interessierten kann ich das Buch von Ingomar Pust, Die Steinerne Front, Stocker-Verlag, 2005 empfehlen – dieses handelt vom ersten Weltkrieg in den Julischen und Karnischen Alpen – es liest sich natürlich besser und verständlicher, wenn man die Gegend kennt.
LG, Doris