Ein ausführlicher Bericht kommt später zu der Erfüllung eines langgehegten Traumes, des Durchstieges durch die Pallavicinirinne bei herrlichen Bedingungen.
Berg Heil
Martin
Hier mein Bericht:
Der Wetterbericht ließ Günter und mich am Dienstag relativ früh Richtung Franz-Josefs-Höhe aufbrechen, um bei trübem Wetter zum Glocknerbiwak aufzusteigen, für den Mittwoch waren gute Wetterverhältnisse prognostiziert. Der Zustieg zum Biwak war sehr anstrengend, da auf Grund des vielen Schnees und der hohen Temperaturen die vorhandene Spur nicht tragfähig genug war, das dauernde Einsinken und der schwere Rucksack waren sehr mühsam. Dafür war die Ruhe im Biwak – wir waren die einzigen Gäste in der ausgesprochen sauberen Biwakschachtel (Danke an die Villacher Kollegen!!) – mehr als eine Belohnung. Wir entschlossen uns zu einem frühen Aufbruch, weil schon beim Zustieg zur Biwakschachtel ein andauerndes Rauschen der abgehenden Lawinen aus der Glocknerwand zu höchster Vorsicht mahnte. Der Weg zum Einstieg in die Pallavicinirinne am frühen Morgen – Aufbruch war um 4 Uhr – war leider wieder recht mühsam, der Schnee trug unser Gewicht nur hin und wieder. Aber der langsam im Nordosten anbrechende Tag entschädigte uns mit einem Farbenspiel am Himmel, das in dieser Arena wohl unvergleichlich ist.
Der Durchstieg durch den Flaschenhals ist gut gegangen, aber das Gefühl, in der Falle zu sein, ließ einen so schnell wie möglich aufwärts steigen, die Spuren der abgegangenen Lawinen sind furchteinflößend. Wir verzichteten auf das Anseilen, weil die Verhältnisse in der ganzen Rinne extrem gut waren, kaum Kontakt mit dem Eis unter dem harten Schnee. Einzig die brütende Sonne ließ uns arg schwitzen, wir waren eindeutig viel zu warm angezogen. Schließlich stieg auch die Spannung, als wir uns dem oberen Bereich und der enger werdenden Rinne näherten. Ein paar Steine sorgten für eine Schrecksekunde, aber der viele Schnee im Gratbereich und die starke Sonneneinstrahlung hängten wie ein Damoklesschwert während des gesamten Aufstieges über uns. In der schmalen und deutlich steileren Rinne kam schließlich der Moment, bei dem die Eisgeräte und die Frontzacken der Steigeisen ihre Nützlichkeit bewiesen, hier war nur mehr Eis ohne Schneeabdeckung vorhanden. Aber auch hier waren die Verhältnisse ausgesprochen gut, sodass wir weiterhin seilfrei aufsteigen konnten. Am Ende der Rinne kletterten wir zwei Seillängen bis zum Ausstieg, die vorhandenen Bohrhaken und Stände sind hier für die Absicherung willkommen.
Nach ca. vier Stunden Aufstieg durch die Pallavicinirinne war der Gipfel wie eine Erlösung von den Strapazen und Gefahren, in diesem Moment gehörte er uns ganz allein. Es war ein ruhiger Tag auf dem Glocknergipfel, wie man ihn wohl selten erlebt. Der Abstieg war ein Kinderspiel, die Verhältnisse auf Grund des vielen Schnees auch hier perfekt, das Eisleitl ein gemütlicher Spaziergang. Da wir sehr ausgelaugt und dehydriert waren, wollten wir auf der Adlersruhe noch etwas Schnee schmelzen, um den Wasserverlust auszugleichen. Aber zufällig war der Hüttenwirt Peter T. mit einem Kollegen mit den Vorbereitungen für die Eröffnung der Adlersruhe in zwei Wochen beschäftigt und lud uns zu vielen Tellern Backerbsensuppe ein, bis es uns wieder richtig gut ging. In solchen Momenten ist man von Dankbarkeit erfüllt, die man gar nicht richtig ausdrücken kann, aber eine solche Geste ist so unbeschreiblich großzügig, die bleibt einem wohl für immer in Erinnerung.
Unsere letzte Etappe über das Hofmannskees war geprägt von schlechter Sicht, der Glockner hüllte sich wieder in Wolken. Wir waren sehr froh um die vorhandenen Spuren, denn ohne diese hätten wir uns um vieles schwerer getan. Der nasse und tiefe Schnee begleitete uns Richtung Pasterze und verlangte unsere letzten Kräfte ab. Das ständige Einsinken – oft bis zur Hüfte – zehrte auch an den Nerven und wir waren heilfroh, als wir endlich wieder auf der Pasterze ankamen. Dass man zur Belohnung noch 300 Höhenmeter zur Franz-Josefs-Höhe aufsteigen muss, ist eine harte Prüfung, aber mit so einem herrlichen Abenteuer wie die Durchsteigung der Pallavicinirinne bei optimalsten Verhältnissen im Rucksack, ist auch dieser letzte Anstieg zu schaffen.
Berg Heil
Martin
Blick von der Franz-Josefs-Höhe Richtung Glocknerbiwak
Anstieg zur Biwakschachtel
Blick hinauf zur Pallavicinirinne
Blick von der Biwakschachtel hinüber zum Einstieg
In der Rinne kurz nach dem Sonnenaufgang
Blick zurück zur Biwakschachtel
Einige Höhenmeter oberhalb des Flaschenhalses
Am Beginn der oberen Engstelle